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Mit einem lachenden und einem weinenden Auge

db; 29. Jan 2013, 00:15 Uhr
Bilder: Martin Hüttt --- Die Damen im Publikum hatten sich teils in aufwendige Kostüme gehüllt.
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Mit einem lachenden und einem weinenden Auge

db; 29. Jan 2013, 00:15 Uhr
Engelskirchen – Mütterkaffee der Katholischen Frauengemeinschaft zum letzten Mal in der Aula des Aggertal-Gymnasiums – Ob es nächstes Jahr weitergeht, steht noch nicht fest.
Von Daniel Beer

Ein übergroßer Kinderwagen, eine Reise ins Fantasieland und zum Finale ein Maskenball: Die Jecken Wiever bekamen beim Mütterkaffee der Katholischen Frauengemeinschaft wieder viel Abwechslung geboten. Schon nach wenigen Minuten schunkelte der ganze Saal gestern bei der ersten von vier Veranstaltungen (heute, morgen und übermorgen). Beim Dorftratsch wurde heftig gelästert, beim Essen im Chinarestaurant galt es, sprachliche Hürden zu überwinden und das Engelskirchener Dreigestirn kam samt Schmölzchen.     


[Mit viel Liebe haben die Damen alle Kostüme genäht und das Bühnenbild selbst gestaltet.]

Das rund fünfstündige Programm wurde wie immer komplett in Eigenregie erstellt. Unter der Leitung von Heidi Klug und Hildegard Bauer haben 20 Frauen in den zurückliegenden Monaten wieder unermüdlich geprobt, gebastelt und genäht. „Wir schreiben nirgendwo ab und machen alles selbst“, sagt Klug mit stolz. Schwer haben es meistens nur die Musiker, die sich oft schnell an die Damen anpassen müssen. „Weil wir unsere Tonlage auch mal binnen einer Stunde komplett ändern“, erklärt Klug mit einem Lächeln auf den Lippen.



Dann wird sie kurz ernst, denn für nächstes Jahr steht das traditionsreiche Mütterkaffee auf der Kippe. Im Zuge der Sanierung des Aggertal-Gymnasiums soll noch dieses Jahr die Aula abgerissen werden. Einen alternativen Veranstaltungsort haben die Damen noch nicht gefunden. „Wir wissen noch nicht, wie es weitergeht“, sagt Klug traurig, findet dann aber schnell ihre gute Laune wieder. „Zur Not machen wir es Open-Air hinter dem Rathaus oder am Aggerstrand.“

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Es wäre schade, wenn das Mütterkaffee ganz ausfallen würde, findet es doch bereits seit Ende des Zweiten Weltkriegs statt. Seit dem ist auch Hilde Oberbüscher dabei und erinnert sich genau: „Damals musste jeder seine eigene Tasse mitbringen, den Kaffee gab es nur gegen Lebensmittelmarken.“ Bald wird sie 90 Jahre alt und ist die älteste Frau auf der Bühne. Zusammen mit Tochter Lisa reimt sie, was das Zeug hält, schmettert aus voller Brust „Ich bin ene kölsche Jung“ und begibt sich in die Bütt. „Es macht noch immer Spaߓ, sagt Oberbüscher. Lampenfiber kennt die Seniorin schon lange nicht mehr. „Et klappt oder et klappt nit“, sagt sie, bevor sie mit ihren Kolleginnen in den Saal marschiert. Hoffentlich nicht zum letzten Mal.    
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