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Kleines Publikum bei großen „Liedermachern“

vma; 20. Jan 2013, 18:41 Uhr
Bilder: Vera Marzinski.
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Kleines Publikum bei großen „Liedermachern“

vma; 20. Jan 2013, 18:41 Uhr
Nümbrecht - Mit Sebastian Krumbiegel und Christina Lux fanden sich zwei große Stimmen der deutschen Musikszene in Nümbrecht ein, die ein großartiges Konzert vor leeren Sitzen gaben.
Von Vera Marzinski

Mit „Guten Abend! Schön, das ihr da seid – das zeugt von eurem guten Geschmack!“, begrüßte Sebastian Krumbiegel die knapp 100 Gäste im Saal des Parkhotels Nümbrecht. Er fand es lauschig in Nümbrecht. In so einem kleinen Kreis könne man viel persönlicher sein. Nah dran waren beide Künstler des Abends am Publikum und überzeugten mit ihrer jeweils ganz speziellen Art, ihre Musik zu vermitteln.

Im ersten Teil nahm Christina Lux mit auf ihre Liedermacherin-Reise. Sie ist eine Songpoetin und das schon seit über 20 Jahren. Wer sie einmal gehört hat, möchte das gerne wiederholen. Sie hat immer ihren eigenen roten Teppich dabei, außerdem eine stilvolle Lampe sowie die zwei Blondinen und die Brünette – wie sie liebevoll ihre Gitarren bezeichnet. Sie erzählt über Kinder und wie es ist, wenn sie plötzlich im Auto neben einem sitzen – auf dem Fahrersitz. Christina Lux hat einen tiefgründigen Humor und so sind auch ihre Texte. Sehr gefühlvoll singt, spielt und berührt sie. So wie bei dem Stück „Es ist gut so“, in dem sie dazu auffordert, die Augen zu schließen „und genieße, wo du bist“.  Genießen kann man dieses Konzert der brillanten Liedermacherin. Die meisten Songs am Samstagabend stammen aus ihrem siebten Album “Playground”. In einem abgeschiedenen Wald-Tonstudio entstand das Werk, bei dem sie von dem Gitarristen und Percussionisten Reentko unterstützt wurde, der auch mal eine Regentonne als Trommel benutzte. Solche Begebenheiten und vieles mehr erzählte sie zwischen den Stücken.


Viel zu erzählen hatte auch „Prinzen“-Sänger Sebastian Krumbiegel. Begeistert war er von Christina Lux Kästner-Zitat „Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit“ und unterstützte ihre Forderung: “Fangt also jetzt damit an!“ Krumbiegels musikalisches Leben umfasst den Weg vom Sakralsänger beim Leipziger Thomanerchor zum gefeierten Popstar, der auch gerne mal „solo am Piano“ unterwegs ist. Klavierspielen ist für ihn eine Gefühlssache und er hat es sich autodidaktische beigebracht.

Gerade weil er mit so einer Leidenschaft spielt, erhielt er 2004 die Auszeichnung „Klavierspieler des Jahres“. Im Dezember bekam er das Bundesverdienstkreuz für sein soziales Engagement verliehen, denn mit Leidenschaft widmet er sich auch diversen Projekten wie dem Musikfestival „Leipzig Courage Zeigen“, unterstützt „Laut gegen Nazis“ in Hamburg oder auch „Canto Elementar“, bei dem ältere Leute in Kindergärten gehen, um mit den Kids zusammen singen.

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Es geht in seinen Liedern nicht nur um gute Feen, die gute Ideen haben oder einem Schmetterling, dem die Autos zu schnell und die Schnecke zu langsam ist. Die kommen auch vor und auch damit erzählt er den Zuhörern Tiefgründiges. Es gibt immer was zum Schmunzeln und zum Nachdenken. Kreativ sein sei etwas Schönes und bei einem Song ist es ihm sogar gelungen, die Themen Kunst, Poesie, große Dichter und Sex zu verbinden. Mit einem Lied von Rio Reiser berührt er ganz besonders. In „Sei mein Freund“ geht es um die Sehnsucht nach Liebe und Halt, dabei ist der Weltschmerz richtiggehend hörbar.

Ein zorniges Lied hat er mit „Keine Zeit“ nach dem Überfall auf ihn in Berlin vor zehn Jahren geschrieben. Dem Publikum erzählte er von der Tat und von dem Versöhnungsanliegen einer der beiden Täter. Krumbiegel nutzt seine Bühne nicht nur gesanglich sondern auch politisch, wenn er auf Rechtsradikalismus und andere Missstände hinweist. Da trifft das letzte Lied der Comedian Harmonists, die nicht mehr singen durften, weil einige Sänger jüdisch waren, extrem - denn dann hört man „Irgendwo auf der Welt“ mit anderen Ohren.

Es gab ganz viel für die Ohren, ob gesungen oder erzählt. Der gemeinsame Auftritt der beiden Künstler am Schluss war nicht einstudiert und ganz spontan – und die zwei harmonierten auf Anhieb. Da sang das Publikum bei „Rentnerrepublik“ und einem Krumbiegel-Trinklied gerne mit. Es passte einfach alles perfekt zusammen und war somit der zweite Liedermacherabend in Nümbrecht mit Künstlern, die authentisch sind und das Publikum berühren. „Schade“, hieß ein Stück von Sebastian Krumbiegel. Schade auch, dass nur so wenige Zuhörer zu den Veranstaltungen kamen. Aber die, die sowohl Gregor Meyle, als auch Sebastian Krumbiegel und die charmante Christina Lux erlebten, hatten besondere „Liedermacher“-Abende.
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