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Bewohner waren vom Rauch eingeschlossen

ch, lo, mkj; 26. Apr 2012, 09:45 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung, Martin Hütt (Galerie 20 bis 23) --- Insgesamt sieben Bewohner mussten bei dem Brand verletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden.
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Bewohner waren vom Rauch eingeschlossen

ch, lo, mkj; 26. Apr 2012, 09:45 Uhr
Gummersbach – Sieben zum Teil Schwerverletzte gab es bei einem Zimmerbrand in einem Derschlager Altenheim gestern Abend zu beklagen – Feuerwehr, Rettungsdienst und Hilfsorganisationen waren mit 300 Kräften im Großeinsatz.
Von Christian Herse und Björn Loos

Zum zweiten Mal binnen eines Jahres ist es zu einem Großeinsatz für die Rettungskräfte des Kreises gekommen, nachdem es in einem Altenheim gebrannt hat. Um 21:23 Uhr gingen gestern Abend die Notrufe aus dem Seniorenwohnpark „Haus Manshagen“ bei der Kreisleitstelle ein. Viele Helfer haben die Anlage noch in guter Erinnerung. Bereits vor einem Jahr waren sie hier ebenfalls im Einsatz, nachdem ein Feuer ausgebrochen war. Damals kamen sechs Menschen zu Schaden (OA berichtete).

Laut den Anrufern sollte es dieses Mal im Obergeschoss des Gebäudes brennen. Insgesamt 136 Menschen leben derzeit in der Wohnanlage in der Derschlager Hermann-Renner-Straße. Einige von ihnen sind psychisch erkrankt und teilweise auch auf geschlossenen Stationen untergebracht.

Zu genau diesen zählte am Abend auch der betroffene Bereich, in dem das Feuer ausgebrochen ist. „Nach ersten Erkenntnissen ist es zu einem Vollbrand in einem Zimmer im Dachgeschoss gekommen“, meldete Wehrführer Detlef Hayer. Als die ersten Feuerwehrleute eintrafen, hatten sich bereits 15 Bewohner selbst ins Freie begeben können. Sieben Menschen befanden sich jedoch noch im Brandbereich und konnten diesen auch nicht ohne Hilfe verlassen. „Die Rauchentwicklung war so stark, dass wir die Menschen nicht direkt gefunden haben. Wir haben sie mit acht Trupps unter Atemschutz gesucht und konnten die zum Teil Bettlägerigen schließlich auch retten“, führte Hayer weiter aus. Gleichzeitig gelang es weiteren Kameraden, die Flammen schnell unter Kontrolle zu bringen, sodass sich diese nicht auf weitere Teile des Hauses ausbreiten konnten.

Nachdem es zunächst geheißen hatte, dass 22 Personen vom Feuer eingeschlossen wären, löste die Leitstelle Großalarm für den Rettungsdienst aus. Zwölf Notärzte und acht Rettungswagen aus dem Regelrettungsdienst eilten sofort nach Derschlag. Unterstützt wurden sie von unzähligen ehrenamtlichen Helfern des Deutschen Roten Kreuzes und den Maltesern, die aus dem gesamten Landkreis zusammengezogen wurden. Zudem rückten weitere Kräfte aus dem Märkischen sowie Rheinisch-Bergischen-Kreis gemäß den Alarmplänen eines „Massenanfalls von Verletzten“ der höchsten Stufe Vier aus. Sie sammelten sich nur unweit der Einsatzstelle auf dem Parkplatz eines Discounters.


[Kreisbrandmeister Frank-Peter Twilling (re.) im Gespräch mit dem Leitenden Notarzt, Dr. Ralf Mühlenhaus.]

Die Verletzten wurden derweil im Erdgeschoss gesammelt und von den Notärzten gesichtet. „Zum jetzigen Zeitpunkt zählen wir fünf Leichtverletzte, einen mittelschwer Verletzten sowie einen Schwerverletzten. Sie hielten sich in unterschiedlichen Bereichen der betroffenen Station auf und waren deswegen auch nicht gleichermaßen stark den giftigen Rauchgasen ausgesetzt“, berichtete der Leitende Notarzt, Dr. Ralf Mühlenhaus, an der Einsatzstelle. Sie wurden in umliegende Krankenhäuser eingeliefert. Darüberhinaus mussten vier psychisch erkrankte Bewohner in anderen Heimen untergebracht werden, da das Obergeschoss derzeit nicht mehr nutzbar ist. Weitere Personen kamen glücklicherweise nicht Schaden. Eine zwischenzeitlich angedachte Evakuierung der Bewohner der unteren Geschosse war im weiteren Verlauf nicht mehr notwendig, da sich der Brandrauch auf die oberste Etage beschränkte.

Insgesamt waren 160 Feuerwehrleute und 140 Helfer vom Rettungsdienst und DRK sowie das Technische Hilfswerk im Einsatz. Insbesondere die Chaosphase zu Beginn des Einsatzes stellte die Kräfte vor eine große Herausforderung. „Das Heim ist sehr verwinkelt mit vielen Trakten. Es war anfangs nicht klar, ob sich alle Bewohner in ihren Zimmern befanden, sodass es schwierig war, sich einen Überblick zu verschaffen“, berichtete Mühlenhaus von den anfänglichenProblemen. „Ohne das schnelle Handeln von den Einsatzleitern Thomas Wurm und Stefan Tröster hätten wahrscheinlich nicht alle Bewohner dieses Feuer überlebt“, machte zudem Hayer deutlich.

Bürgermeister Frank Helmenstein, Kreis Direktor Jochen Hagt und Landrat Hagen Jobi eilten frühzeitig an den Ort des Geschehens, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Auch sie dankten den Einsatzkräften und lobten das Zusammenspiel aller Organisationen. Die Polizei hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen und den Tatort beschlagnahmt. Mit ersten Ergebnissen wird im Laufe des Donnerstags gerechnet.
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