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Der große Talsperren-Test, Teil 3

sl; 14. Apr 2005, 21:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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Der große Talsperren-Test, Teil 3

sl; 14. Apr 2005, 21:00 Uhr
(sl/15.8.2001-16:55) Oberberg - Wir haben für Sie Talsperren und andere Bademöglichkeiten unter die Lupe genommen - im dritten und letzten Teil: Kerspe-, Lingese-, Ennepe-, Panzer- und Oestertalsperre sowie die Stauseen Osberghausen, Bieberstein und Ehreshoven und die Stauanlage Dahlhausen.

[Bilder (8): Oliver Mengedoht --- Reizvolles Gewässer mit schönen Badestellen: die Lingese-Talsperre.]

[Paradies für Wasservögel, die besonders an der Ostseite relativ ungestört sind.]



Die Lingese-Talsperre bei Marienheide ist seit 1899 als Brauchwassertalsperre in Betrieb. Somit gehört sie zu den ältesten Talsperren des Wupperverbandes. Zwischen 1995 und 1998 wurde die Staumauer saniert. Die Lingese-Talsperre wird mit Wasser aus einem 9.1 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet versorgt und hat einen Stauinhalt von rund 2,6 Millionen Kubikmetern.



Seit kurzem darf in der Lingese auch wieder gebadet werden. Da im Wasser gesundheitsschädliche Bakterien gefunden wurden, war die Talsperre während der letzten Wärmeperiode für Schwimmer gesperrt. Nach regelmäßigen Kontrollen konnte die Talsperre für den Badebetrieb aber wieder freigegeben werden. Darüber freut sich die DLRG Ortsgruppe Marienheide besonders. Sie überwacht an den Wochenenden die Badefreuden.

[Neben Möglichkeiten zum Baden, Rudern, Segeln, Campen oder Tretboot fahren gibt es einen Rundwanderweg.]

[Bild: Peter Lenz --- Erst vor wenigen Monaten wurden 1,6 neue Kilometer Wanderweg an der Lingese eingeweiht.]



Die Lingese-Talsperre ist ein reizvolles Gewässer mit schönen Badestellen. Diese sind mit dem Fahrrad leicht zugänglich. Auch finden viele erfreulich, dass die Lingese nicht so überlaufen ist wie die Brucher.



Auf der Lingese ist Wassersport möglich, doch Motorboote sind verboten. Bei Werner Hilterhaus, Linger Straße 55, Tel.: 02264/68 48, können aber Segel-, Rude- und Tretboote gemietet werden. Wer nach einem schönen Badetag nicht nach Hause möchte, der kann auf einem der drei Campingplätzen sein Zelt aufschlagen.

[Bild: Wupperverband --- Die Lingese aus der Luft.]



Durch einen 1,6 Kilometer langen und neuen Weg am Südufer kann die Lingese jetzt komplett umrundet werden, ohne dass die Besucher, Jogger und Radfahrer auf die Landstraße ausweichen müssen. Auch für Naturliebhaber ist die Lingese das Richtige. Der Wupperverband hat nahe der Staumauer Biotope angelegt. Diese sind mittlerweile von vielen verschiedenen Tier- und Pflanzenarten besiedelt.

[Bild: Wupperverband --- Die Stauanlage Dahlhausen.]



Die Stauanlage Dahlhausen nördlich der Wupper-Talsperre in Radevormwald wurde 1920/21 zur Nutzung der Wasserkraft und Bereitstellung von Betriebswasser für die unterhalb der Anlage gelegenen Werke und Betriebe gebaut. Zwischen 1997 und 1999 wurde die Stauanlage vollständig saniert. Seit 1989 steht die Mauer unter Denkmalschutz. Die Wasserkraftanlage befindet sich in Privatbesitz und wird heute noch zur Stromerzeugung genutzt. Die Stauanlage hat ein Einzugsgebiet von 215,5 Quadratkilometern und einen Stauinhalt von 200.000 Kubikmetern.

[Nur für Wanderer zugänglich ist die Kerspetalsperre.]





[Auf der Karte der Kerspetalpserre in rot ist der aufgenommene Blickwinkel des obigen Blickwinkels eingezeichnet, nur ein kleiner Ausschnitt des großen Gewässers.]



Die Kerspe-Talsperre dient ausschließlich der Trinkwasserversorgung. Ein breiter Uferstreifen ist abgesperrt. Es gibt aber die Möglichkeit, die Talsperre - die zu Fuß von Großfastenrath aus erreichbar ist, zu umwandern. Die Städte Wuppertal, Remscheid und Wipperfürth werden mit dem Wasser der Kerspe-Talsperre versorgt. Sie hat ein maximales Stauziel von 15,5 Millionen Kubikmetern und ein Niederschlagsgebiet von 27,5 Quadratkilometern. Sie liegt nur zu einem kleinen Teil im Oberbergischen, ein Großteil im Märkischen Kreis.

[Ein beeindruckendes Bild bietet sich dem, der durch den idyllischen Waldweg an der Sperrmauer der Kerspetalsperre entlangspaziert.]



Die Ennepetalspere, in der Nähe von Radevormwald gelegen, ist eine reine Trinkwassertalsperre. Sie versorgt den Kreis Schwelm mit Trinkwasser. Als die Talsperre zwischen 1902 und 1904 gebaut wurde, hatte sie ein Stauziel von 10,3 Millionen Kubikmetern Wasser. Damit war sie die größte Talsperre im Sauerland. Ihr Aufgaben lagen in der Trinkwasserversorgung, der Aufhöhung der Ruhr bei Niedrigwasser, der Versorgung der an der Ennepe gelegenen wasserbetriebenen Werke mit Treibwasser und der Wasserkrafterzeugung.



Von 1909 bis 1912 wurde die Mauer um knapp zehn Meter auf 50,93 Meter erhöht. Somit erhöhte sich auch das Fassungsvermögen auf 12,6 Kubikmeter. Heute spielt die Wasserkraftnutzung keine Rolle mehr. Der Ennepetalsperre kommt die Funktion zu, circa 1.6 Millionen Menschen, die im Ennepe-Ruhr-Kreis leben, mit Trinkwasser zu versorgen. Was kaum jemand weiß, ist, dass die Talsperre während des Zweiten Weltkrieges mit Bomben beschossen wurde. Nach Aussage der alliieten Bomberpiloten sei eine hohe Lehmwassersäule entstanden, verbunden mit einer Kreiswelle, die wenig später auf die Sperrmauer traf. Sie richtete aber keinen Schaden an. Die Talsperre gehörte nur zu den sekundären Zielen.



In Lennep-Hasenberg, ebenfalls nahe bei Radevormwald, liegt eine der kleinsten Trinkwassertalsperren des Bergischen Landes. Die Panzertalsperre ist gleichzeitig auch die älteste Sperre Deutschlands und somit einen Besuch wert.



An der Oestertalsperre im Märkischen Kreis können Besucher so viel plantschen und schwimmen, wie es ihnen gefällt. Aber auch Wassersportfreunde können die Oestertalsperre als "Sportplatz" nutzen. Die, die sich die Welt lieber von unten aus dem Wasser angucken, können dies in der Oester tun. Allerdings dürfen die Tauchgruppen aus maximal sechs Personen bestehen. Im März 1903 erteilte der damalige Regierungspräsident die Genehmigung um Bau einer Talsperre. Im Juni 1906 wurde eine Tagesspitzenleitung von 500 Kubikmetern Mauerwerk erzielt. Ende des Monats arbeiteten rund 130 Maurer und 500 Arbeiter an dem Werk.



Bevor die Sperre fertig gestellt wurde, entschieden sich die Erbauer, noch ein Elektizitätswerk hinzu zufügen. Einige hundert Meter unterhalb der Staumauer wurde das Werk dann errichtet. Durch große unterirdische Rohrleitungen wurde das Kraftwerk mit dem Ablaufstollen verbunden. Am 31. Juli 1907 wurde die Talsperre feierlich eröffnet. Erbauer Paul Brockhaus begleitete seine Einweihung mit den Worten: "Des Wassers Flut durch dich gebannt, zum Segen für das Oestertaler Land."

[Bilder (3): Adi --- Versteckt zwischen Oberwiehl und Brüchermühle zeigt sich die Biebertalsperre.]



Vom Aggerverband betreut werden die Stauseen Bieberstein, Osberghausen und Ehreshoven. Letztere beiden, zur Stromerzeugung benutzt, sind ökologisch nicht unbestritten. Zwar zählt Wasserkraft natürlich zu den umweltschonenden und regenrativen Energien, doch würden durch die Stauseen Biotope komplett verfremdet, wissen Umweltexperten, und es werden Ansammlungen von Giftschlamm befürchtet. Außerdem gelten die Stauwehre als Engpässe für Fische.



Der Stausee bei Ehreshoven ist mit knapp 100 Metern Höhe über Null der tiefste Punkt im Oberbergischen Kreis. Dort ist auch der Sitz der "1. ModerationsAkademie für Medien und Wirtschaft Carmen Thomas", die in der rechten Vorburg von Schloss Ehreshoven eingerichtet ist. Das Schloss, erstmalig 1355 erwähnt, war mehr als 500 Jahre im Besitz der Grafen von Nesselrode und wurde 1920 von der letzten Gräfin dieses Geschlechtes der Rheinischen Ritterschaft als Damenstift vermacht.

[Hier ist zwar Baden verboten (linkes Bild), aber zum Hinsetzen und Sonnen bieten sich dennoch schöne Plätzchen.]



Schloss und Vorburg sind umgeben von einem romantischen Wassergraben und einem französischen Garten mit einem Teehaus aus dem 16. Jahrhundert. Der angrenzende Stausee und die weite oberbergische Parklandschaft laden zu ausgedehnten Spaziergängen und zur Erholung ein. Wer hier während einer Tagung übernachtet, hat aus 42 Zimmern Blick auf den Stausee und die wildlebende Auerochsen-Herde auf der Weide vor der Akademie.



Die Fachhochschule (FH) Köln hat an dem Stausee Osberghausen verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Auch war der Stausee Gegenstand vieler Diplomarbeiten. Zur Nutzung der Wasserkraft wurde die Agger an mehreren Stellen aufgestaut. Durch die Verringerung der Fließgeschwindigkeit können sich dort die mitgeführten Feststoffe anlagern. Dieser Vorgang wird Verlandung genannt. Der Verlandungsvorgang endet erst dann, wenn der vorhandene Speicherraum komplett ausgenutzt ist.



In der Untersuchung versuchte die FH festzustellen, wie viel Speichervolumen noch vorhanden ist. Dabei kam heraus, dass nur noch 23 Prozent des ursprünglichen Volumens, das bei 149.000

Kubikmetern lag, vorhanden ist. Weitere Informationen zu den Messungen gibt es unter: www.presse.fh-koeln.de/service/insider/insider7/s25.html.

[Vom Umweltstandpunkt her umstritten: Die Stauseen Osberghausen (im Bild) und Ehreshoven.]



Zum Schluss noch einige Trinkwassertalsperren in der Umgebung, die die Besucher zum Wandern einladen: Die Versetalsperre liegt nördlich von Meinerzhagen. Durch ihre Größe können hier längere Wanderungen unternommen werden. Durch die Verse mit der Versetalsperre verbunden ist die Fürwiggetalsperre. Die sehr kleine Talsperre liegt mitten im Staatsforst Attendorn. Nördlich von Kierspe befindet sich die Jubachtalsperre. Sie gehört zu den kleineren Talsperren.



Zum 1. Teil des 'Großen Talsperren-Tests'



Zum 2. Teil des 'Großen Talsperren-Tests'

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