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Therapeuten auf vier Pfoten

ms; 20. Jan 2011, 14:12 Uhr
Bilder: Klinikum Oberberg --- Dr. Andreas Sobottka, Tiertrainerin Mareike Doll-Degenhardt und Klinikum Oberberg Hauptgeschäftsführer Joachim Finkelburg.
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Therapeuten auf vier Pfoten

ms; 20. Jan 2011, 14:12 Uhr
Marienheide – Zentrum für Seelische Gesundheit startet die weltweit erste wissenschaftliche fundierte Studie zur Tiertherapie bei Depressionen.
Dr. Andreas Sobottka startet heute gemeinsam mit Tiertrainerin Mareike Doll-Degenhardt aus Wermelskirchen die weltweite erste wissenschaftliche fundierte Studie zur Wirksamkeit tiergestützter Therapie auf depressive Symptome bei psychischen Störungen. „In der Psychotherapie wird sehr viel von der Beziehung zwischen Mensch und Tier gesprochen. Zwischen den beiden kann sich tatsächlich eine enge Bindung aufbauen, aber ob die Tiere auch bei der Psychotherapie helfen ist noch nicht nachgewiesen“, erklärte Klinikum Oberberg Hauptgeschäftsführer Joachim Finkelburg bei der Vorstellung der Studie. Genau diesen fehlenden Beweis möchten Sobottka und Doll-Degenhardt mit Patienten der Allgemeinpsychiatrischen Station im Zentrum für Seelische Gesundheit Marienheide erbringen.     

Die neuen Arbeitskollegen der Therapeuten sind „Australian Working Kelpies“, eine Hunderasse die ein freundliches Wesen und ein hohes Maß an Selbstständigkeit hat. Sie gelten außerdem als sehr sensibel und einfühlsam. Die beiden Hündinnen „Penny“ und „ Buddy“ haben heute schon ihre ersten Patienten kennengelernt und helfen mit fünf weiteren Kelpies dem leitenden Oberarzt auf der Station. „Jeder geht davon aus, dass die Tiertherapie funktioniert, aber der stichhaltige Beweis fehlt“, so Dr. Sobottka, der selbst Hundebesitzer ist. „Mit Hunden ist das Leben glücklicher“, ist er überzeugt.

 
Bei seiner Suche nach einem qualifizierten Tiertrainer ist er auf Mareike Doll-Degehardt gestoßen, die seit 1997 professionell tätig ist. Sie zieht die „Australian Working Kelpies“ auf und bildet sie zu Therapiehunden aus. „Ich habe einen Hund gesucht, der an Arbeit gewöhnt ist. Die Tiere dieser Rasse sind immer bemüht, die ihnen gestellte Aufgabe zu erfüllen“, sagte die Trainerin.

In der Klinik Marienheide wird bereits mit Pferden gearbeitet und auch Stationskatze „Luna“ ist ein ständiger Begleiter der Patienten. Die neuen Vierbeiner werden bereits heiß erwartet. „Ich freue mich schon auf die Therapie“, sagte Mathias, obwohl er als Kind von einem Hund gebissen wurde. Die Studie soll in diesem Zusammenhang Vorhersagen ermöglichen, welche Patienten auf die Tiertherapie ansprechen und welche nicht. „Für uns ist es wichtig, dass unsere Krankenhäuser neben der Behandlung auch wissenschaftlich tätig sind. Mit dieser Studie wird Dr. Sobottka einen Maßstab für fundierte Tiertherapie setzen“, so Finkelburg.

Die ersten 15 Patienten von insgesamt 60 Patienten beginnen heute mit der Therapie. Nach vier Wochen zusätzlicher Tiertherapie folgen vier Wochen Therapie ohne Hunde. Parallel dazu wird in einer zweiten Gruppe zunächst ohne die vierbeinigen Therapeuten gestartet, um dann nach vier Wochen die Hunde dazu zunehmen. Zweimal die Woche für drei Stunden kommt Trainerin Doll-Degehardt mit vier Hunden. Das Programm ist dabei flexibel. Wer den „vollgesaberten“ Ball nicht werfen möchte, muss das auch nicht.
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