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Jazz ist nicht gleich Jazz....

vma; 14. Apr 2005, 21:00 Uhr
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Jazz ist nicht gleich Jazz....

vma; 14. Apr 2005, 21:00 Uhr
(vma/24.5.2001-2:00) Von Vera Marzinski
Wiehl – Moderne Jazzrhythmen: mal meditativ - mal eher absolut Modern-Jazz am Mittwochabend in der Wiehltalhalle.

[Bilder: Oliver Mengedoht --- Mit der Trevor Watts Moire Music Group hatten sich die Veranstalter der Wiehler Jazztage "up to date" in Sachen Jazz gezeigt.]



Offensichtlich fanden die Musiker des "Jazz up to date" unterschiedlichen Zugang beim Publikum. Gab es bei Sigi Schwab und Ramesh Shotham noch stehende Ovationen, ging etwa die Hälfte des Saalpublikums schon nach den ersten Stücken von Trevor Watts Moire Music Group. Da hatten sich die Veranstalter der 12. Wiehler Jazztage "up to date" in Sachen Jazz gezeigt – und nur wenige wussten es zu würdigen.

[Watts dankte den Dagebliebenen mit mit genialem individuellem Klanggewebe.]



Sicherlich, die Musik von Sigi Schwab und Ramesh Shotham verleitete zu Tagträumen durch die meditativen Klänge – bei Trevor Watts Moire Music Group schaltete sich jedes weitere Denken aus.



Die Musik rührte innerlich auf – fand aber auch wieder "cool down-Phasen". Trevor Watts Moire Music Group, das war wahrhaftig "Jazz up to date". Und dadurch wohl auch nichts für jedermanns Ohren – was einige deutlich machten. Den Dagebliebenen dankte Watts dafür, dass sie ihm und seiner Band eine Chance gegeben hatten. Wer sich auf ihre Musik einließ, wurde mit genialem, individuellem Klanggewebe belohnt.

[Aus Schottland: Watt's Bassgitarrist Colin McKenzie (linkes Bild) und an den Schlaginstrumenten Ronnie Barak (Mitte) und Nana Tsiboe.]



Weltmusik könnte man die Klänge nennen, die Trevor Watts Moire Music Group fabrizierte. Aber auch ein Weltgemisch an grandiosen Musikern. So wurde Trevor Watts in York geboren und wuchs in Halifax auf. Bassgitarrist Colin McKenzie ist gebürtiger Schotte und spielte schon als 19jähriger vor 25 Jahren mit Trevor Watts zusammen.

[Schlagzeuger Giampaolo Scapozza stammt aus Italien.]



Schlagzeuger Giampaolo Scapozza stammt aus Italien und mehr aus den südlicheren Gefilden stammen die beiden Perkussion-Spieler Nana Tsiboe und Ronnie Barak. Mit so einer geballten Ladung Drums und Perkussion durfte natürlich ein "Talking rhythm" nicht fehlen. Zum ruhigen und sehr einfühlsamen "Gentle Love" sang Nana Tsiboe. Eigenwillig und ekstatisch gleich als zweites Lied das "Indian Hills" bei dem Trevor Watts mit fliegenden Fingern über sein Altsaxophon glitt. Danach schneller Wechsel zum Sopran-Saxophon für "Tribute to Don Cherry".

[In andere Sphären entführten Sigi Schwab und Ramesh Shotham.]



Die Moire Music Group spielt moderne Musik, die vielfältige kulturelle Einflüsse beinhaltet. Es ist fröhliche Musik, die zugleich alt und neu ist und zu der offensichtlich nicht jeder Zugang findet. Wenn es eben nicht mehr nur oberflächlich dahingleitet und die Musik als angenehm empfunden wird, sondern andere Ebenen der Gefühlswelt durch die Musik angesprochen werden, scheiden sich die Geister.

[Gittarist Sigi Schwab entführte und verzauberte die Zuschauer.]



Denn in ganz andere Sphären hatten zuvor Sigi Schwab und Ramesh Shotham entführt. Jürgen Schulz, Vizevorsitzender des Kulturkreises, schwärmte noch nach der Pause von den eineinhalb Stunden mit den beiden Musikern und kündigte ein Konglomerat aus vielen Musikrichtungen an.



Gittarist Sigi Schwab bildet mit seinen Musikern immer einen musikalischen Organismus von einer Qualität, Vielfalt, Kraft und Spannweite an Klangfarben und Ausdrucksebenen, die die Zuhörer entführen, verzaubern. Mit Ramesch Shotham zeigte er meditative Musikbilder, aber auch groovende Bluesstücke. Experimentierfreudig war Sigi Schwab schon immer. Ob klassisch, afrikanisch oder indisch – er spricht, gemeinsam mit seinen Musikpartner, die Zuhörer an. Sigi Schwab begeistert seine Zuhörer durch musikalisches Feingefühl, rhythmische Präzision, das Feuer seiner Phantasie und eine hörbare Lust an der Musik.

[Auf einem Podest zwischen zig Perkussions-Instrumenten und Tonkrügen: Ramesh Shotham (rechtes Bild), der auch mit genialem Skatgesang verblüffte (links).]



Auf einem Podest zig Perkussion-Instrumente und einige Tonkrüge - dazwischen Ramesh Shotham. Beim "Kalkutta Blues" lässt er Ketten und Schellen rasseln. Dabei hatte er immer den voll in seiner Musik aufgehenden und mit geschlossenen Augen spielenden Sigi Schwab im Auge. Harmonisch und vollkommen aufeinander eingespielt führten sie das Publikum durch ihr ruhiges und meditatives, aber auch abwechslungsreiche Programm.



Ob mit Maultrommel oder Trommelwirbeln auf Tonkrügen mit allen Fingern seiner beiden Hände, Ramesh Shotham begeisterte. Seine musikalische Karriere begann der in Madras/Südindien geborene Künstler als Schlagzeuger in einer Rock´n Roll Band. Mit ihr bereiste er einige Jahre den indischen Subkontinent. Er beschäftigte sich intensiv mit dem Tavil, einer Trommel der traditionellen Tempelmusik und studierte klassische Percussionsinstrumente. 1981 kam einer Indo-Jazz Fusion Band nach Europa.

[Schwab und Ramesh (linkes Bild) bedankten sich freudig über den reichen Applaus; Gitarrist Schwab musste anschließend noch viele Autogramme geben.]



Eine indische Göttin, "Paradies", fehlte natürlich nicht im Programm der beiden Musiker. Eine sehr sympathische Erscheinung sei die Göttin der Schönheit, der Liebe und des Tanzes, verriet Sigi Schwab schmunzelnd. Das Stück sei zudem kompliziert zu spielen: "Ein bisschen sieben-achtel Takt und dann neun-achtel und so weiter".



Hier verblüffte Shotham mit genialem Skatgesang. Mit der 12-String-Gitarre bot Schwab ein brillantes Solo mit dem Stück "Martinique". Nicht nur eine Annährunge von Indischer Musik zum Jazz boten die beiden. Auch zu ihren Wurzeln, dem Blues, fanden sie zurück mit "Jazz me – I´m bluesy". Aber auch eine von der Folkmusik beeinflusste Ballade – "Ballade für Anna" – hatten sie im Repertoire. Als musikalische Credo schenkten sie den Gästen noch ein unaufgeregtes Stück: "Mandala", bevor es bei einigen Zuschauern wohl mit der Aufregung losging.

[Stehende Ovation für Schwab und Ramesh.]



Mit "Guten Abend Experten" hatte Jürgen Schulz die Gäste begrüßt. Unterschiedliche Musikkulturen mit Hilfe des Jazz zusammenzuführen – das sei die Idee zu "Jazz up to date" Wer an diesem Abend da sei, hätte sich bewusst das Konzert ausgesucht – nun ja, wohl einige dann doch nicht.



Am Freitagabend sind die Freunde des Latin-Jazz gefragt, wenn das "Caribbean Jazz Projekt" ab 20 Uhr in der Wiehltalhalle spielt.





Bisherige Berichte zu den Wiehler Jazz-Tagen 2001:



-Bei 12. Wiehler Jazztagen wieder abwechslungsreiches Programm vom 16.3.2001

-

Auftaktveranstaltung zu den Jazztagen
vom 9.5.2001

-Boogie-Woogie zum Mitswingen und Mittanzen vom 15.5.2001

-"Ladies in Jazz" in der Wiehltalhalle als erster Höhepunkt vom 16.5.2001

-Musiker par excellence bei den 12. Wiehler Jazztagen vom 17.5.2001

-Eine große Portion Blues und professionelle Präsentation vom 17.5.2001-21:40

-Gleich fünf Bands in fünf Kneipen zu "Jazz in der Kneipe" vom 18.5.2001

-"Jazz up to date" in der Wiehltalhalle vom 18.5.2001

-Zwei Jazzladies - jede auf ihre Art beeindruckend vom 21.5.2001

-

Zwei Open-Air´s zum Start der Wiehler Jazz-Tage
vom 21.5.2001

-Pure Spielfreude im Doppelpack vom 21.5.2001

-"Blues pur" in der Wiehltalhalle vom 22.5.2001

-Jazz ist nicht gleich Jazz... vom 24.5.2001.

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