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Die rocken, diese Nibelungen

nk; 27. Feb 2010, 14:40 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Das Musical 'Hagen von Tronje' erntete tosenden Applaus.
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Die rocken, diese Nibelungen

nk; 27. Feb 2010, 14:40 Uhr
Gummersbach – Die Premiere von „Hagen von Tronje“ lockte gestern Abend viele Zuschauer ins städtische Theater und glänzte vor allem mit gesanglichen Soli.
Von Natalie Kuss

Das Musical-Projekt Oberberg (MPO) präsentierte gestern Abend die Uraufführung des Nibelungenmusicals „Hagen von Tronje“. Schon die Vorpremiere vergangene Woche stieß bei den Zuschauern auf positive Rezensionen. Der Hauptsponsor, die Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt, hatte zu diesem Anlass Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eingeladen. 

Das Nibelungen-Musical erzählt die Geschichte des Hagen von Tronje und Siegfried. Anders als im originalen Nibelungenlied ist Hagen von Tronje in dieser Fassung nicht böse. „Unser Hagen ist ein verantwortungsvoll handelnder Mensch. Siegfried genau das Gegenteil“, so Regisseur Martin Kuchejda. Am Anfang der Aufführung sowie zwischen den einzelnen Szenen wurden einige Zitate auf Mittelhochdeutsch des inzwischen verstorbenen Nibelungenforschers Karl Ruland vom Tonband eingebracht. Schwer zu verstehen, doch es versetzte das Publikum ein Stück in eine mittelalterliche Welt.


[Hagen hegt eine heimliche Leidenschaft für Kriemhild von Burgund.]

Das Musical ist die bisher aufwendigste Produktion auf der Bühne des Gummersbacher Theaters, was unter anderem durch ein abwechslungsreiches Bühnenmodell, zeitentsprechende Kostüme und technischer Meisterleistung deutlich wurde. Da sich das Geschehen auf der Königlichen- und der Volksebene abspielt, gestaltete Sabine Rautenberg die Gegenstände auf der Bühne wie Modulbausteine. Diese konnten einfach anders angeordnet werden, um die jeweilige Atmosphäre zu schaffen. Des Weiteren gilt Kostümbildnerin Gabriele Räderscheidt ein Lob für die historische Korrektheit der theatertauglichen Kleidung. Ein technisches Highlight der Aufführung war die Darstellungsweise des Zwergen Alberich, der sich mit Hilfe seines Tarnumhangs unsichtbar machen konnte. An der Kappe des Schauspielers Dominik Blumberg war eine Kamera angebracht, welche die Sicht des Darstellers aufnahm und in den unsichtbaren Momenten in Videoform auf die Leinwand projizierte. Außerdem wurden im Laufe des Stückes ab und zu Ausschnitte von alten Nibelungenfilmen auf die Wände im Zuschauerraum geworfen.


Insgesamt 36 Darsteller des MPO sind in das Musical involviert und glänzten am Abend mit ihren gesanglichen sowie schauspielerischen Talenten. Phil Phillips (Hagen von Tronje), Juliane Klein (Kriemhild von Burgund), Robert Brustmeier (Siegfried von Xanten) sowie die restlichen Akteure wussten die Bühne zu beherrschen und überzeugten das Publikum mit ihren Gesangskünsten sowie schauspielerischen Attituden. Neben diesen trugen unverzichtbare Statisten und Bühnenhelfer zum Stattfinden der Inszenierung bei. Die künstlerische Leitung mit Joachim Kottmann (Komponist), Nelia Nusch (Choreographin), Gabriele Räderscheidt (Kostüme) sowie Sabine Rautenberg (Bühnenbild) arbeitet bereits seit Jahren zusammen und zeigte bei diesem Projekt wieder ihr Können.


Für die musikalische Untermalung und Begleitung der Sänger sorgte ein eigens zusammengestelltes Orchester unter der Leitung von Dirigent Jürgen Harder. Dem Zuschauer wurde eine Art Rock Oper mit Einflüssen von Klassik und Swing geboten, was der Aufführung den besonderen Kick gab. Komponist Joachim Kottmann zeigte wie man ein Musical mit einem nicht unbedingt allseits bekannten Thema abwechslungsreich und modern gestalten kann. Für seine Kompositionen von „Hagen von Tronje“ wurde Kottmann bereits mit dem Kulturförderpreis des Oberbergischen Kreises ausgezeichnet.



Auch Landrat Hagen Jobi besuchte die gestrige Vorstellung und äußerte sich positiv: „Die Geschichte wurde spannend in die heutige Zeit geholt. Es gehört schon Mut dazu einen so komplexen Stoff zu verarbeiten. Dies wurde hier mit sehr viel Liebe zum Detail getan und ich denke das Stück ist eine Bereicherung für alle.“ Doch Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein ließ es sich ebenfalls nicht nehmen, sein Fazit abzugeben. „Ich war sehr gespannt, wie dieses nicht ganz einfache Thema auf die Bühne gebracht wird, doch es war großartig und ich kann es nur jedem empfehlen.“ Das Publikum schien der gleichen Meinung gewesen zu sein und lobte die Arbeit der Sänger sowie der Fleißigen hinter der Bühne mit einzelnen Applausen zwischen den Szenen und einem mehrere Minuten langen und donnnernden Applaus am Ende der Vorstellung.




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