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100.000-mal pure Begeisterung

bv; 11. Jun 2018, 16:59 Uhr
Bilder: privat --- 100.000 Besucher verzeichnete das Schauspiel-Studio-Oberberg in 25 Jahren.
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100.000-mal pure Begeisterung

bv; 11. Jun 2018, 16:59 Uhr
Wiehl – Schauspiel-Studio-Oberberg feiert sein 25-jähriges Bestehen und kann auf Rekordzahlen zurückblicken – Wiehler Spielstätte gehört zu den aktivsten Amateur-Theatern in Deutschland.
Von Bernd Vorländer

Es war zu erwarten und darf eigentlich nicht überraschen: Wenn man Thomas Knura nach Zahlen und Fakten fragt, kommen die wie aus der Pistole geschossen. Schließlich ist der Mann im Hauptberuf Sprecher der Volksbank Oberberg und hat täglich mit Werteinheiten zu tun. Doch diese Zahlen zaubern ihm geradezu automatisch ein Lächeln ins Gesicht: 129, 300, 2.000, 100.000. Seit 15 Jahren folgt Knura seiner Leidenschaft als Geschäftsführer, Vorstandsmitglied und Ensemblemitglied im Schauspiel-Studio-Oberberg, das in dieser Woche sein 25-jähriges Jubiläum feiert. Eigentlich wurde das Theater bereits früher gegründet, nämlich als Amateur-Theater Gummersbach bereits 1985. Später erfolgte eine Namensänderung in „Ambulantes Theater Gummersbach“ ehe das heute bekannte Schauspiel-Studio-Oberberg 1993 mit dem Schwerpunkt Wiehl übernahm.

[Der Vorstand des Schauspiel-Studios im Jubiläumsjahr.]

Es war der Beginn einer einzigartigen Erfolgsgeschichte. Knura hat Buch geführt. 129 Inszenierungen hat man im vergangenen Vierteljahrhundert auf die Bühne gebracht, etwa 300 Amateurschauspieler haben sich darum gekümmert, das Publikum zu unterhalten. Bei 2.000 Vorstellungen fiel der Vorhang und rund 100.000 Menschen strömten in dieser Zeit ins Theater, das seit 1997 mit der Aula der Grundschule Wiehl und 74 Zuschauerplätzen eine feste Spielstätte hat.


„Wir sind eines der aktivsten Amateurtheater in ganz Deutschland“, sagt Knura und verweist auf die meist sechs Inszenierungen pro Theaterspielzeit. Dabei bemüht man sich, einen großen künstlerischen Bogen zu spannen und viele Geschmäcker zu bedienen. So wird neben Klassik und Boulevard auch ein Familientheater angeboten. Jede Produktion ist zwischen 10 und 15-mal auf der Bühne zu sehen. Dabei wird den Schauspielern einiges abverlangt. In der Regel arbeiten sie drei Monate an einem Stück, das meist von einem professionellen Regisseur in Szene gesetzt wird. 40 Proben sind nötig, dann folgen vier Aufführungen pro Woche. „Die zeitlichen Rahmenbedingungen schrecken den einen oder anderen schon mal ab“, weiß Thomas Knura. Doch die meisten Schauspieler lieben die Bühnen-Atmosphäre und die Entwicklung eines Stücks. In eine andere Rolle schlüpfen zu können und Eitelkeit sieht Knura als Hauptbeweggründe dafür, dass es dem Theater nicht an Schauspielern mangelt. „Wer sagt, er wäre nicht eitel, der sagt nicht die Wahrheit“, so  Knura.


[Szene aus "Der Räuberr Hotzenplotz.]

Er selbst hat schon als Pennäler in Waldbröl Bühnenluft in sich aufgesogen – und ist nicht mehr davon losgekommen. 50 Rollen hat er schon gespielt, am meisten haben ihn der Mackie Messer in der Dreigroschenoper und Büchners „Dantons Tod“ beeindruckt. Besonders freut er sich auf 2019, wenn er mit seinem Sohn Colin im „Faust“ gemeinsam auf der Bühne steht.  Intensiv kümmert sich das Schauspiel-Studio-Oberberg um die Nachwuchsförderung, veranstaltet Castings für Erwachsene und trainiert mit dem Nachwuchs. „Neue Schauspieler zu finden, Menschen für die Bühne zu begeistern, das ist enorm wichtig und da lassen wir auch nicht locker“, ist Thomas Knura überzeugt. Bei ihm persönlich ist auch nach weit mehr als vier Jahrzehnten jede Rolle immer noch eine Herausforderung. Texte sollten auswendig beherrscht werden, Stimmungen und Emotionen einfließen, man muss sich auf die Person und seine Rolle einlassen können. Und da es keine Souffleuse gibt, ist jeder Schauspieler bei einem Texthänger auf der Bühne auch zum Improvisieren gezwungen. „Das gehört dazu und das merkt das Publikum gar nicht“, lächelt Knura.


  
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