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Neun Kanonenschüsse für die Zwangs-Oberberger

ch; 22. Aug 2009, 12:40 Uhr
Bilder: Christian Herse --- Dr. Ulrich Bartels hatte die erste Urkunde von 1109 im XXL-Format im Gepäck.
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Neun Kanonenschüsse für die Zwangs-Oberberger

ch; 22. Aug 2009, 12:40 Uhr
Lindlar – Mit Pauken und Trompeten starten die Lindlarer in ihr großes Festwochenende. Eines der größten Orchester, die es je in Lindlar gab, feierte bei der Eröffnungsveranstaltung seine Premiere.
[Insgesamt 100 Gäste aus den Partnerstädten können die Lindlarer begrüßen.]

Nun gut, zugegebenermaßen kann in einer 900 Jahre alten Gemeinde nicht immer alles so funktionieren, wie es geplant ist. Das musste gestern Abend auch Bürgermeister Dr. Hermann-Josef Tebroke erkennen, als auch nach dem 25. Schlag das Bier aus dem Fass noch nicht sprudelte, dafür aber der Hammer in zwei Teile zerbrach. „Wir sind jung, frisch und voller Tatendrang“, verteidigte er sich und ließ sich von den gut 1.500 Zuschauern auf dem Marktplatz bei der Eröffnung feiern.

Auch dieser hat zum Jubiläumswochenende sein Gesicht verändert und wird nun von einer großen Zeltplane überspannt. „In den vergangenen Wochen haben viele Lindlarer dazu beigetragen, dass dieses Jahr unvergesslich und einer dieses Wochenende sicherlich einer der Höhepunkte darstellen wird. Das zeigt, dass wir trotz unserer 900 Jahre auf dem Buckel nicht alt sind. Denn unsere Lebenseinstellung ist auf die Zukunft ausgerichtet“, strahlte Tebroke. Bundestagsabgeordneter Klaus-Peter Flosbach zeigte sich als Mitglied des Finanzausschusses in Berlin besonders von der Tatsache angetan, dass die Gemeinde offensichtlich aus einer Steuersenkung heraus entstanden ist. Denn im Jahre 1109 wurde in der ersten urkundlichen Erwähnung der Pfarrkirche eine Abgabensenkung von einem Pfund auf zehn Schillinge gewährt. „Sowas sollte uns Politikern zu denken geben“, fand Flosbach.

Mit ganz anderen Problemen hatte sich Landrat Hagen Jobi rumzuschlagen. „Hier im westlichen Zipfel von Oberberg ist ein unfassbares Wir-Gefühl erkennbar. Ich fände es schön, wenn wir als Oberberger, ja wohl, als Oberberger gemeinsam die Zukunft gestalten könnten“, schmunzelte er in Richtung Altbürgermeister Konrad Heimes, der sich mit lauten Schreien eindeutig gegen die Bezeichnung „Oberberger“ wehrte.

"Vielleicht könntet ihr ja wenigstens ein bisschen euren Widerstand aufgeben“, schlug der Landtagsabgeordnete Peter Biesenbach vor. Wie gut die Kommune vielleicht unbewusst mit der Region kooperiert, zeigte sein Amtskollege Dr. Gero Karthaus auf: „Jeder dritte Stein für Bürgersteige oder auch dem Häuserbau stammt im Oberbergischen aus Lindlar.“ Schirmherr und Regierungspräsident Hans-Peter Lindlar fühlte sich nicht nur seines Namens wegen heimisch, sondern versuchte auch aufzuzeichnen, welche Verknüpfungen er mit der Gemeinde habe.

[Überzeugter Oberberger trifft auf überzeugten Lindlarer: Hagen Jobi und Konrad Heimes.]

Dass die Gemeinde offensichtlich ein großes Wir-Gefühl besitzt, das über die deutschen Grenzen hinaus bekannt ist, zeigte der triumphale Einmarsch des kroatischen Orchesters „Biranj“ und Musikvereine Lindlar, Frielingsdorf, Linde , Süng sowie dem Tambourcorps Hartegasse-Süng. Mehrere hundert Musiker spielten daraufhin mit einer imposanten und eindrucksvollen Tonkulisse das Bergische Heimatlied. Dazu ließ Peter Langenbruch auch zahlreiche Tauben aufsteigen, während es vom Pfarrhaus aus neun laute Kanonschüsse durch Kurt Jüstel schmetterte. Noch bis Sonntagabend wird im Zentrum ordentlich gefeiert. Höhepunkt wird dabei der große Festumzug ab 13:30 Uhr am Sonntag sein.

 
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