ENGELSKIRCHEN

Windloch: „Einzigartig in Europa“

ls; 11.09.2019, 20:30 Uhr
Fotos: Arbeitskreis Kluterthöhle --- Bis zu acht Meter hoch sind die Hallen des Windlochs.
ENGELSKIRCHEN

Windloch: „Einzigartig in Europa“

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ls; 11.09.2019, 20:30 Uhr
Engelskirchen – In der Höhle bei Ründeroth wurde die Fünf-Kilometer-Marke geknackt, damit gehört sie zu den „Weltweiten Riesenhöhlen“ – Einzigartige geologische Gebilde lassen Forscher staunen.

Von Leif Schmittgen

 

Höhlenforscher Stefan Voigt vom Arbeitskreis Kluterthöhle, wählte bei der heutigen Vorstellung der neuesten Ergebnisse zur im März entdeckten Höhle „Windloch“ oft das Superlativ „unglaublich“. Und das schien in mehrfacher Hinsicht auch gerechtfertigt: Es sind inzwischen mehr als fünf Kilometer vermessen worden, damit trägt das Gebilde nun das Prädikat „Weltweite Riesenhöhle“, schon jetzt bedeutet das Platz Drei in NRW und Rang 14 in Deutschland. „In den Alpen gibt es in gewaltigen Bergmassiven wesentlich größere Höhlen“, weiß Voigt aus Erfahrung. Für ein Mittelgebirge seien die Engelskirchener Dimensionen aber enorm.

 

[Foto: Leif Schmittgen ---Stefan Voigt (re.) hatte heute gut Lachen und sprach von der größten Entdeckung seines Lebens. Bürgermeister Dr. Gero Karthaus träumt von Fördermitteln für die Gemeinde.]

 

Die Geschwindigkeit, in der man die Höhle bis dato erschlossen habe, sei ebenfalls „unglaublich“ - und das hat seinen Grund: „Durch viele Gänge kann man einfach durchspazieren“, machte Voigt ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des Windlochs deutlich. In anderen Riesenhöhlen müsse man oft durch die Gebilde kriechen, was entsprechend Zeit zur Vermessung in Anspruch nehme. Die bis zu acht Meter hohen Gänge und Räume sind so groß, dass das Höhlenforscherteam dem Labyrinth Namen gegeben hat. 

 

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Da ist die Rede von zum Beispiel vom „Kristallpalast“ wegen leuchtender Ablagerungen an der Decke, der „Gipfelhalle“ am bisher - mit 60 Metern - höchsten Punkt im Mühlenberg, oder dem „Tal der Stille“, dass man am 50. Jahrestag der ersten Mondlandung (21. Juli) entdeckte und in Anlehnung „Meer der Stille“ auf dem Erdtrabanten seinen Namen gab. „Unglaublich“ sind laut Voigt auch die Gipsablagerungen, große „Nadeln“ zieren die Wände an einer über 100 Meter langen Schlucht, welche der Forscher in ähnlicher Form nur aus Syrien kennt. Ein gefundener, mumifizierter Frosch zeugt von zudem von besonderen klimatischen Bedingungen, wie man sie sonst nur in Ägypten kennt. „Das alles ist in Europa einzigartig“, ist sich Voigt sicher. 

 

 

Ein großes Korallenriff deutet darauf hin, dass sich vor geschätzt 390 Millionen Jahren in Engelskirchen ein tropisches Meer befunden haben muss, was aber nicht das einzige Geheimnis im Windloch bleiben wird. Das – und die Ergebnisse von Stefan Voigt und seinem Team – rief den Geologischen Dienst NRW auf den Plan, dessen Vertreter Stefan Henscheid aus Krefeld ins Engelskirchenener Rathaus gekommen war: „Hier gibt es viel zu erforschen“, bestätigte Henscheid. Und damit die „Schatzkammer“ für die Nachwelt erhalten bleibt, wird sie definitiv für die Öffentlichkeit geschlossen bleiben, unterstrichen heute alle Beteiligten. „Durch jeden Fußabdruck wird etwas zerstört“, so Voigt. Man könne nicht noch mal 90 Millionen Jahre, so alt wird die Höhle geschätzt, warten.

 

 

Engelskirchens Bürgermeister, Dr. Gero Karthaus, ist weiterhin guter Dinge, dass Fördermittel für ein Dokumentationszentrum und einen Familienwanderweg an der benachbarten Aggerhöhle bereitgestellt werden. „Wir stehen im Kontakt zum NRW-Heimatmisterium“, so Karthaus, der nach wie vor von einer Jahrhundertentdeckung spricht. Stefan Voigt blies heute ins gleiche Horn, nachdem er sich im Frühjahr noch zurückhaltend gab: Das ist die größte Entdeckung meines Lebens“, meinte der Forscher.

 

 

Bei der Atta-Höhle, die derzeit mit 6670 Metern die Größte in NRW ist, solle man sich schon jetzt warm anziehen, sehen die Wissenschaftler noch kein Ende in Sicht. Die Wenigen, die Zutritt bekommen, werden ihre Arbeit in den kommenden Tagen unterbrechen, weil laut Voigt die Schonzeit für Fledermäuse beginnt: „Naturschutz steht bei uns an erster Stelle".

 

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KOMMENTARE

1

Wäre es nicht gut alles per Laser zu vermessen und jedem einen Digitalen Rundgang zu ermöglichen?

Omega, 12.09.2019, 09:28 Uhr
2

Laservermessung läuft schon und virtueller Rundgang ist - wenn es Fördermittel gibt - vorgesehen!

Dr. Gero Karthaus, 12.09.2019, 13:53 Uhr
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