Oberberg – Der ASC Phoenix besiegt im entscheidenden Spiel die Elsen Knights mit 30:13 und krönt eine perfekte Saison mit dem Aufstieg in die Landesliga NRW.

Von Peter Notbohm

„Football ist Family!“ Der Slogan der American Football-Fans wird vom ASC Phoenix gelebt. Der Verein schrieb am Wochenende Clubgeschichte: Durch den 30:13-Heimsieg über die Elsen Knights sicherten sich Footballer aus Wipperfürth und Gummersbach nicht nur den Titel in ihrer Division, sondern machten mit einer „perfect Season“ auch den Aufstieg in die Landesliga NRW perfekt – und das nur zwei Jahre, nachdem der Verein sich nach sechsjähriger Pause entschieden hatte, wieder am Ligabetrieb teilzunehmen.

[Mit einer Minitaturausgabe der Vince Lombardi Trophy, dem Pokal, den der Sieger des amerikanischen Super Bowls erhält, feierten Coach Cevin Conrad und sein Team den Aufstieg.]

Kein Wunder, dass Headcoach Cevin Conrad stolz auf seine Jungs war. Im sogenannten Huddle nach dem Match erinnerte er seine Spieler an die Anfänge: „Wir sind mit sechs Jungs in Hückeswagen gestartet und Wipperfürth war das schlechteste Team in Deutschland.“ Ein Urteil, das er am Samstag nicht mehr fällte: „Es ist ein Teamsport und das Team gewinnt. Und das ist es, was wir sind: Ein Team!“ Der gebürtige Amerikaner und frühere College-Trainer lebt seit den 1980er Jahren in Deutschland und hat den ASC Phoenix längst zu seinem Herzensprojekt gemacht.

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Schon vergangene Saison hatte man die eigene Division gewonnen, aufgrund einer Niederlage mehr aber dem Sieger der anderen Division beim Aufstieg den Vortritt lassen müssen. Nun der erneute Anlauf: Den Druck des Gewinnen-Müssens merkte man seinem Team am Samstag im letzten Saisonspiel zu keinem Zeitpunkt an. Zwar mussten die Oberberger auf ihren besten Running Back verzichten, hatten gegen die Elsen Knights aber vor allem in der Offensive Line klare Vorteile. Nach zwei Touchdowns und zwei Two-Point-Conversions stand es bereits früh im zweiten Viertel 16:0.

Die Phoenix-Footballer agierten anschließend fast nur über das Laufspiel, um die Uhr herunterzuspielen. Nur selten musste Quarterback Cian Conrad, dem mit 19 Jahren jüngsten Spielgestalter der Liga, seine Mitspieler über das Passing-Game einbinden. Zwar verkürzten die Gäste zwischenzeitlich zum 16:6, nach dem geblockten Extrapunkt erhöhte das Phoenix-Team aber mit dem nächsten Touchdown und einer weiteren Two-Point-Conversion noch vor der Pause zum 24:6. Nach dem Seitenwechsel passierte nicht mehr viel – beide Teams erzielten noch einen Touchdown, ehe die Oberberger ihren Aufstieg ausgelassen feierten; Feuerwerk inklusive.

[Video: Peter Notbohm --- Für Tonwiedergabe bitte auf den entsprechenden Button im Video klicken.]

Dass der vor der Saison nicht zu erwarten war, verriet der am Innenmeniskus verletzte Outside Linebacker Philipp Naumann, der das Spiel von der Tribüne aus verfolgte: „Geplant haben wir das nie, aber spätestens nach Spiel sechs wuchs bei uns der Ehrgeiz.“ Er hofft, dass sich American Football im Oberbergischen weiter etabliert und eine Alternative zu den beiden lokalen Größen Fußball und Handball wird. Die Basis scheint gelegt: Mehrere 100 Tickets wurden für das Spiel in der Lochwiese verkauft. Zum Rahmenprogramm der Heimspiele gehört ein Gewinnspiel mit einem Autohändler, kühle Getränke und frisch gebratene Hamburger am Spielfeldrand.

„Wir versuchen, den Sport der breiten Masse zu erklären und bekannter zu machen. Die Regeln sind nicht sofort für jeden verständlich, aber wichtig ist, dass wir eine absolut familiäre Sportart sind und im Football jeder, egal ob, groß, klein, dünn oder kräftig seine Position finden kann.“ American Football hat in den vergangenen Jahren nicht zuletzt durch die Übertragungen aus der amerikanischen Profiliga NFL auf Sat 1, Pro 7 und inzwischen RTL auch in Deutschland stetig an Fans gewonnen und holt sonntags regelmäßig Topquoten. Derzeit arbeitet der ASC Phoenix auch daran, eine Jugendmannschaft auf die Beine zu stellen. Wann diese erstmals am Ligabetrieb teilnehmen wird, ist allerdings noch unklar.

[Mit ihrer O-Line überrannten die Oberberger den Gegner aus Elsen.]

Was die Sportart American Football so spannend und actionreich macht, erklärte Chefcoach Conrad nach dem Match: „Es steckt unfassbar viel Trainingsarbeit in so einem Spiel. Jeder Spielzug ist eine eigene Choreografie, auf die der Gegner entsprechend reagiert.“ Er denkt bereits jetzt an die kommende Saison: „Für den Verein ist der Aufstieg der Hammer und ein riesiger Erfolg. In der Landesliga wird es zwar schwerer, aber an meiner Philosophie wird sich nichts ändern: Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Auch nächstes Jahr kann man bei unseren Spielen wieder eine Party machen, wir sind ein Familienevent.“