POLITIK

Niederlage für die CDU

ks; 15.09.2023, 13:35 Uhr
Symbolfoto von Ulrike Leone auf Pixabay.
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Niederlage für die CDU

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ks; 15.09.2023, 13:35 Uhr
Lindlar – Auf Antrag der Ampel-Parteien fällt der Gemeinderat künftig kleiner aus.

Im Lindlarer Kulturzentrum hat sich am Abend ein Szenario abgespielt, zu dem es doch eher selten kommt – und zwar so selten, dass sich die Beteiligten um Bürgermeister Dr. Georg Ludwig mit einem Blick in die „Geschäftsordnung für den Rat und die Ausschüsse der Gemeinde“ absicherten. Es galt, im Lindlarer Rat über den neunten Tagesordnungspunkt der gestrigen Sitzung abzustimmen: einen Antrag zur Reduzierung der Ratsmandate von derzeit 36 auf künftig 32.

 

Vorausgegangen war der Abstimmung eine emotionale Debatte über sämtliche Fraktionen hinweg. Während Vertreter der Ampel-Parteien ihren Antrag verteidigten, hagelte es seitens der Christdemokraten heftige Kritik. Nahezu jedes Ratsmitglied mit schwarzem Parteibuch meldete sich zu Wort – allen voran Hans Schmitz. „Die Reduzierung der Ratsmandate geht eindeutig zu Lasten der Bürger und der Demokratie“, sagte der Fraktionsvorsitzende etwa.

 

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Argumentiert wurde mit der Nähe zum Bürger einerseits und der Senkung von Kosten auf der anderen Seite. „Es ist ein wichtiges Zeichen, dass wir bei uns in der Politik einsparen“, sagte der Grünen-Fraktionsvorsitzende Patrick Heuwes. Auch Michael Scherer blieb seiner Linie treu. „Wir haben in Lindlar einen großen Berg an Schulden“, sagte der Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten. Umso wichtiger sei es, sich die Frage zu stellen, wie die Politik mit den öffentlichen Mitteln umgehe.

 

Durch die Reduzierung der Ratsmandate von 36 auf 32 zur nächsten Wahlperiode sollen künftig pro Jahr 15.360 Euro an Aufwandsentschädigungen für Ratsmitglieder eingespart werden; mit der Reduzierung einher geht auch die Verringerung der Wahlkreise von 18 auf 16. „Wir opfern ein großes Pfund – wegen Geld“, sagte Armin Brückmann (CDU). Unverständnis seitens der Bürger, Politikverdrossenheit, die Identität in den Dörfern, eine steigende Bevölkerungsanzahl, ein längerer Weg zur Wahlurne und Kosten, die durch diese Änderung entstehen: alles Punkte, die seitens der CDU in den Raum geworfen worden sind.

 

Nach einer rund 50-minütigen Diskussion und einer kurzen Unterbrechung kamen die Ratsmitglieder zur Abstimmung zusammen. Allerdings sollte diese, anders als üblicherweise, nicht durch Handzeichen erfolgen. Womöglich in der Hoffnung, dass ein oder andere Mitglied der Ampel-Parteien vielleicht doch noch zum Umdenken bewegt zu haben, beantragten die Christdemokraten die Durchführung einer geheimen Abstimmung. Die für einen derartigen Antrag – laut Geschäftsordnung – benötigte Anzahl von einem Fünftel der Ratsmitglieder stemmte die Fraktion ohne Schwierigkeiten.

 

Spontan galt es, eine geheime Wahl durchzuführen – ohne Wahlkabine, ohne Urne. So wurden Stimmzettel verteilt, die Ratsmitglieder einzeln aufgerufen. Das Kreuzchen durfte auf der Bühne des Kulturzentrums hinter einem Vorhang gesetzt werden, davor wartete der Beigeordnete Michael Eyer mit einer Pappschachtel, in die die Stimmzettel geworfen wurden.

 

Nach rund zehn Minuten wurde ausgezählt, unter den Augen der Fraktionsvorsitzenden. Eine Überraschung gab es dabei jedoch nicht: entsprechend den aktuellen Mehrheitsverhältnissen brachten SPD, Grüne und FDP ihren Antrag mit 18 Ja- zu 15 Gegenstimmen über die Ziellinie. Für die CDU ist das eine Niederlage: zuletzt seien derartige Initiativen an der ehemaligen Ratsmehrheit der Christdemokraten gescheitert.

 

Zu einer Reduzierung der Ratsmandate in der Gemeinde Lindlar kam es gestern nicht zum ersten Mal. Wie die Verwaltung im Vorfeld der Sitzung mitgeteilt hat, richte sich die Zahl der zu wählenden Vertreter des Rates nach dem nordrhein-westfälischen Kommunalwahlgesetz. Demnach seien in Städten und Gemeinden mit einer Bevölkerungszahl von über 15.000 aber unter 30.000 Personen „grundsätzlich“ 38 Vertreter zu wählen.

 

Gemäß § 3 Absatz 1, Satz 2 Kommunalwahlgesetz könne die Anzahl der zu wählenden Vertreter bis spätestens 45 Monate nach Beginn der Wahlperiode jedoch um zwei, vier, sechs, acht oder zehn Personen verringert werden. Eine Reduzierung der Anzahl der Ratsmandate habe es in Lindlar bereits am 29. April 2008 gegeben: damals wurde die Anzahl auf 36 Ratsmitglieder in 18 Wahlbezirken gesenkt.

KOMMENTARE

1

Das Argument der CDU ist dumm. Die meisten Bürger machen Briefwahl. Der CDU gehts nur um Posten. Fürs Volk wird nichts gemacht. Nur alles zugebaut. Nach mir kommt die Sintflut. Hier fehlt die AFD

UWE Märtens, 15.09.2023, 14:32 Uhr
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So geht halt Demokratie! Gut so.

Erwin2903 , 15.09.2023, 15:14 Uhr
3

Sparen ist immer gut. Jedoch sollte es in einem gesunden Verhältnis liegen: 15.360 € bei einer Schuldenlast von ca. 16 Millionen Euro?! Das entspricht ca. 0,1 % Ersparnis. Wenn man dagegen den Einfluss auf die Demokratie betrachtet (Faktor 120), muss sich in Zukunft jedes Ratsmitglied um 77 zusätzliche Personen - also ca. 20 weiteren Haushalten- „kümmern“. Das entspricht einer Steigerung von 12 % an Aufgaben für jedes Ratsmitglied…Könnte es sein, dass die Parteien der Ampel eher die Probleme mit Ihrem Mitgliederschwund angehen wollen, damit sie in Zukunft überhaupt Ihre Wahlkreise abdecken können, was anscheinend kaum möglich sein wird. Da kommt jedes scheinheilige Mittel recht. Sparen an der richtigen Stelle ist gut. Eine überzeugende Politik für die Bürger könnte da sehr hilfreich sein!

Agneta, 15.09.2023, 23:13 Uhr
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