LINDLAR

Platz für 9.000 Jecken schaffen

ls; 17.01.2020, 06:00 Uhr
Fotos: Leif Schmittgen --- Landwirt Werner Lob (v. li.), Elektriker Josef Wirtz und KG-Vorsitzender Gerhard Brocks.
LINDLAR

Platz für 9.000 Jecken schaffen

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ls; 17.01.2020, 06:00 Uhr
Lindlar – Derzeit wird das Zelt für die Sitzungen der KG Rot-Weiß Lindlar errichtet – OA hat den Machern bei der Arbeit über die Schulter geschaut.

Von Leif Schmittgen

 

Auf dem Platz oberhalb des Lindlarer Schulzentrums herrscht eine gewisse Gelassenheit. 20 Arbeiter der Firma Tartler sind mit dem Zusammenstecken des Gerüstes des Karnevalszelts beschäftigt, das in den kommenden Wochen Platz für insgesamt rund 9.000 Menschen bieten wird. „Es ist dieselbe Prozedur, wie in jedem Jahr“, sagt Gerhard Brocks von der Karnevalsgesellschaft (KG) Rot-Weiß Lindlar frei nach dem TV-Silvesterklassiker „Dinner for one“, trifft es aber auf den Punkt. Seit 18 Jahren finden die Arbeiten an gleicher Stelle statt, trotzdem „ist es immer wieder aufregend“, schließlich werden große Massen, menschlich wie materiell, in Bewegung gesetzt. 

 

[Die Bauteile werden ineinander gesteckt, Schrauben sind überflüssig.]

 

Auch wenn die Zeltaufbau-Mannschaft ein eigenspieltes Team ist, werden die Streben in beeindruckender Geschwindigkeit zusammengesteckt. Die Betonung liegt dabei auf Stecken, denn Schrauben sind bei der ausgeklügelten Metallkonstruktion nicht nötig. Lediglich Sicherheitsbolzen werden beim Karnevalszelt, das sich nach dem Aufbau selbst trägt, angebracht. Doch so einfach wie der Aufbau eines Campingzeltes ist das Ganze dann doch nicht. Fünf Lkw-Ladungen sind aus dem Firmensitz im südhessischen Lützelbach (Odenwaldkreis), mit einem Gesamtvolumen von rund 100 Tonnen nach Lindlar transportiert worden. Und auch das Aufstellen der „Zeltstangen“ ist ohne technisches Großgerät nicht möglich. Ein Kran, der bis zu 160 Tonnen bewegt, wurde deswegen nach Lindlar beordert und richtet Bauteil für Bauteil auf der Fläche von 65 Mal 36 Metern auf.

 

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[Pünktlich rollt Werner Lob mit seinem Unimog und dem Küchencontainer an.]

 

Bereits am Tag zuvor wurden durch die Mitarbeiter der Fachfirma auf einer Fläche von rund 600 Quadratmetern Bodenplatten verlegt. Als die letzte Querstrebe verbaut ist, rollt „wie bestellt“ Landwirt Werner Lob mit seinem Unimog samt wichtiger Fracht auf dem Trailer am Ort des Geschehens an. Auf dem Anhänger befindet sich der vereinseigene, vier Tonnen schwere Küchencontainer: „Hier sind schon viele Künstler durch unsere Frauen bekocht worden“, sieht sich Brocks mit diesem besonderen „Cateringservice“ im Vorteil gegenüber Mitveranstaltern, wenn es um das Buhlen bei der Künstlerverpflichtung geht. „Die Höhner kommen besonders gerne zu uns. Wegen der leckeren Speisen“, sagt der Narrenchef mit einem Schmunzeln und nennt weitere Vertreter aus der „Champions League“ des Kölschen Karnevals, die frühzeitig einen Vertrag für das „Comeback“ im nächsten Jahr, vielleicht genau aus diesem Grund,  unterschrieben haben.

 

[Millimeterarbeit ist nicht nur beim Rangieren nötig,...]

 

Doch bevor Büttenredner und Musiker auf den vier Damen- und der Herrensitzung das Zelt zum Beben bringen werden, gibt es noch einiges zu tun. Dabei ist zunächst Millimeterarbeit in zweierlei Hinsicht angesagt: Der Kran muss versetzt werden, viel Platz gibt es dafür aber nicht, da die Grundfläche des Zeltes ja bereits verlegt wurde. Mit Augenmaß und Gelassenheit des Kranführers sowie modernster Sensortechnik im Fahrzeug gelingt das Vorhaben letztlich mit Bravour, sodass der Küchencontainer in die Luft gehoben werden kann. Passgenau gelingt auch der Durchlass durch die Dachkonstruktion des Zeltes und das Aufsetzen des Containers. An der Seite vom Vereinschef steht „Vereinselektriker“ Josef Wirtz, dessen berufliches Fachwissen nun gefragt ist: „Wir schließen das Zelt zwar für Notfälle an das öffentliche Stromnetz an, hauptsächlich erzeugen wir die Energie aber selbst“, sagt Wirtz mit Stolz in seiner Stimme. Zum Einsatz kommen vereinseigene Notstromaggregate, die für genügend „Saft“ während der Sitzungen sorgen werden. Rund drei Kilometer Kabel werden dazu von Wirtz und den weiteren Ehrenamtlern verlegt werden.

 

[... sondern auch beim Manövrieren des Küchencontainers durch die Dachkonstruktion.]

 

Die eigentliche Arbeit für die KG-Mitglieder beginnt allerdings erst am morgigen Samstag, dem "Großkampftag": „Es werden rund 60 fleißige Helfer aus den eigenen Reihen erwartet“, weiß der Oberjeck wiederum aus seiner langjährigen Erfahrung. 1.800 Stühle werden dann vom Lagerraum auf dem Gelände von Landwirt Werner Lob, wo auch der Küchencontainer untergebracht ist, transportiert. „Wir arbeiten allesamt ehrenamtlich“, freut sich Gerhard Brocks über den großen Zusammenhalt des „harten Kerns“ unter den rund 300 KG-Mitgliedern.

 

Sechs Tage dauert das Mammut-Prozedere für Auf- und Abbau insgesamt. Etliche eigene Arbeitsstunden und der Festpreis, den die Firma für die Zeltmiete samt Arbeit verlangt, verschlingen große Summen. Doch der Aufwand wird reichlich belohnt: „Am Tag der ersten Damensitzung sind spätestens nach 45 Minuten alle Karten für die fünf Veranstaltungen des Folgejahres vergriffen“, so der Vorsitzende, derseit vielen Jahren auch für die KG-Finanzen verantwortlich zeichnet. Das Wichtigste aber ist nach Ansicht aller Beteiligten, dass die 1.800 Besucher pro Sitzung vergnügliche Stunden bei den Veranstaltungen, die zu den größten im Kreis zählen, haben. Beim Karneval steht bekanntlich „der Spaß an der Freude“ im Vordergrund. Alle Helfer sind sich sicher, dass auch in diesem Jahr alles reibungslos verlaufen wird, am Dienstag findet bereits die „Bauabnahme“ durch einen Mitarbeiter des Oberbergischen Kreises statt. Die erste Sitzung startet am 22. Januar.

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KOMMENTARE

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Unverständlich, wieso tragen beim Zeltaufbau einige Mitarbeiter keinen Helm?

Manni, 17.01.2020, 11:34 Uhr
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