HANDBALL

Schindler: „Eine Mission, die es hier noch nie gab“

pn; 19.06.2019, 16:15 Uhr
Bilder: Bernd Vorländer und Michael Kleinjung (1)---- Fast eine Stunde informierte der VfL Gummersbach über seine Zukunft in der zweiten Liga.
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Schindler: „Eine Mission, die es hier noch nie gab“

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pn; 19.06.2019, 16:15 Uhr
Gummersbach – Der VfL Gummersbach stellte heute seinen Zwei-Jahres-Plan zur Rückkehr in die Bundesliga vor – Erste Aussagen zum Kader – Ticketpreise fallen – Region soll zusammenrücken - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

 

Es war nur ein kleiner Versprecher, den sich Christoph Schindler leistete. "Man dürfe den Sand nicht in den Kopf stecken“, hatte der Geschäftsführer des VfL Gummersbach auf der heutigen Pressekonferenz des VfL Gummersbach erklärt. Bei der Fülle an Informationen, die der Verein zu seiner Zukunft in der zweiten Liga der Öffentlichkeit präsentierte, allerdings auch kein sonderlich gravierender. Schließlich betrete man Neuland.

[„Ich bin motiviert und habe Lust auf die Zukunft. Wir wollen uns nicht vergraben, sondern etwas gestalten“, hofft Christoph Schindler, dass der Abstieg in Bietigheim der Start in eine bessere Zukunft ist.]

 

Den schwärzesten Tag der Vereinsgeschichte, den Abstieg in Bietigheim, habe man sacken lassen müssen. Doch nach der Welle der Solidarität, die nach den ersten Tränen über den Verein geschwappt sei, habe schnell die Analyse angestanden, was sich künftig ändern müsse, um diesen Unfall schnellstmöglich zu reparieren. Herausgekommen ist ein Zwei-Jahres-Plan zu „einer Mission, die es hier noch nie gab“, wie Schindler betonte. Ein direkter Wiederaufstieg sei zwar wünschenswert, man wolle die Saison aber auch realistisch angehen.

 

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Sportlich wichtigste Frage hierbei sicherlich, mit welchem Kader der abgestiegene Liga-Dino in seine historische erste Zweitligasaison gehen wird. Dabei beantwortete der VfL-Macher zwar viele Fragen, ließ aber auch manche offen. Kreisläufer Tin Kontrec hat genau wie die beiden anderen Neuzugänge Alexander Herrmann und Lukas Blohme einen Vertrag für die Zweite Liga. Ähnlich sieht dies bei den VfL-Spielern Marvin Sommer, Luis Villgrattner, Alexander Becker, Tobias Schröter, Matthias Puhle und Lasse Hasenforther aus. Mit Florian Baumgärtner wurde ein neuer Ein-Jahres-Kontrakt geschlossen und mit Fynn Herzig, der sportlichen Entdeckung der Rückrunde, das Arbeitspapier sogar um drei Jahre verlängert.

 

[Ivan Martinovic wird den Verein verlassen.]

 

Definitiv neu orientieren wird sich dagegen Ivan Martinovic, dessen Wechselwunsch stattgegeben wird und der dem Verein damit auch eine Ablöse generieren wird. Nach Informationen von Oberberg-Aktuell wird der Linkshänder beim SC Magdeburg gehandelt. „Zu allen weiteren Spielern werden wir keine Wasserstandsmeldungen abgeben“, ließ Schindler die Zukunft von Yonathan Dayan, Stanislav Zhukov, Pouya Norouzi und Filip Ivic bewusst offen. Neben offenen Visa-Fragen nach dem Abstieg bei den Nicht-EU-Bürgern dürften hier auch wirtschaftliche Gründe mit hineinspielen. Nachbessern muss der Verein aber auf jeden Fall noch im Rückraum, wo derzeit nur vier Spieler zur Verfügung stehen.

Für die Zukunft wolle man auf Spieler mit Charakter bauen, die die Situationen annähmen und sich mit dem Umfeld identifizierten. Auch die Nachwuchsspieler der Akademie erwarte zum Trainingsauftakt Anfang Juli eine größere Rolle. Zudem glaubt Schindler mit Trainer Torge Greve den perfekten Mann am Taktik-Ruder zu haben. Er soll von Marko Markis unterstützt werden. Der Torwarttrainer der kroatischen Junioren-Nationalmannschaft wird diese Rolle künftig im Oberbergischen ausfüllen, auch in der Handballakademie.

 

["Wir gönnen uns den Luxus, viel Geld in den Nachwuchs zu stecken", schob Schindler sämtlichen Gerüchten um eine Beschneidung der zweiten Mannschaft oder Akademie einen Riegel vor.]

 

Aber auch die Gegebenheiten für die Zuschauer werden sich ändern. In der Hinrunde, die am 24.8. mit dem früheren Klassiker gegen den TuSEM Essen startet, sollen die Heimspiele zumeist freitags um 19:30 Uhr stattfinden. In der Rückrunde soll dagegen vermehrt sonntags um 16 Uhr gespielt werden. Der endgültige Spielplan wird aber erst am 3. Juli auf einer Liga-Tagung festgelegt. Alle Spiele, auch Auswärtsspiele werden über Sportdeutschland.tv im Internet zu sehen sein, auch wenn Schindler hofft, dass den VfL gerade zu den vielen Nachbarschaftsduellen viele Fans begleiten werden. Zudem werden die Ticketpreise gesenkt. Der Bahnzuschlag entfällt künftig völlig, Einzel-Tickets fallen im Schnitt um 5 €, Dauerkarten um knapp 70 €. Dazu werden Kinder und Junge Leute-Kategorien eingeführt. Zusätzlich kann man seine eigene Dauerkarte durch Werben von weiteren Dauerkarteninhabern weiter vergünstigen.

 

[Fans, die bis zum 16.Juli Inhaber einer Dauerkarte sind, werden mit ihrem Namen auf dem Trikot verewigt.]

 

Zudem werde es drei neue Clubs geben. Der künftige Unternehmer-Club richtet sich an die bisherigen Business-Clubmitglieder. Der 1861-Club soll sich an Mittelständler richten, die dem Verein punktuell unter die Arme greifen wollen, während sich im Unterstützer-Club jeder für einen Jahresbeitrag von 199 € solidarisieren könne und viele Vergünstigungen damit genieße.

 

Überhaupt standen auch die finanziellen Fragen im Raum. Hier setzte Schindler auf das Prinzip ‚Jetzt erst recht‘. Die Region müsse auch wirtschaftlich den Schulterschluss suchen und den Abstieg als Weckruf verstehen. Konkret wurde er auf Nachfrage, warum das ausgerechnet nun in der Zweiten Liga gelingen solle, aber nicht. „Fakt ist, wir brauchen mehr“, will er dabei nicht als Bittsteller agieren, sondern der Region und den Fans auch etwas zurückgeben, „denn die Wahrheit ist auch, ohne wirtschaftliche Seriosität haben wir keine Zukunft. Wir können nur so viel Geld ausgeben, wie wir es einnehmen.“

 

["Wir dürfen nur wenige Punkte liegen lassen", rechnet Torge Greve mit einem Feld von bis zu acht Mannschaften an der Tabellenspitze.]

 

Für die sportliche Abteilung Attacke ist auch weiterhin Torge Greve zuständig. Der Verein müsse die Kraft und Wucht, die er vor dem Abstiegsendspiel erlebt habe, weiter nutzen: „Das erzeugt bei mir heute noch Gänsehaut.“ Gleichzeitig müsse man aber auch realistisch an die Aufgabe gehen: „Der VfL ist weiter eine attraktive Marke. Aber es gibt sportlich viele Stolpersteine und die Leistungsdichte ist insgesamt höher.“ Einen Fehler dürfe der Verein aus Sicht des Norddeutschen bei aller gebotenen Demut, die er sonst propagiert, aber nicht machen. Nämlich sich zu verstecken: „Mit dieser Halle und diesen Zuschauern müssen wir unsere Gegner auch ein wenig das Fürchten lehren.“

KOMMENTARE

1

Das Fazit der Veranstaltung lautet: irgendwie wird’s schon gehen und Leute lasst uns nicht im Stich Wir sind immer noch der stolze VfL , haltet uns die Treue. Das wollten wir auch . Jedoch auf welcher sportlicher Grundlage? Zum Beispiel die Akademie hat in ca 20 Jahren keinen Bundesligaspieler hervorgebracht,lediglich solide dritte Ligaspieler , mit Ausnahme T Schröter der in der ganzen Saison gefühlte 47 Tore geworfen hat ,wobei selbst Jochen Feldhoff effektiver gewesen wäre. Und auf dieser Talentschmiede soll die Grundlage des Aufbaus liegen?

Hand, 19.06.2019, 19:35 Uhr
2

Es bleiben natürlich Fragen. Man dürfte aber auch nicht davon ausgehen, dass in dieser Situationen schon alles geklärt ist. Insgesamt aber eine solide und hoffnungsvolle Grundlage für einen Neuanfang.

Jetzt gilt es für die Region aufzustehen. Jetzt erst recht - wir stehen zum VfL!!!

Michael, 20.06.2019, 11:06 Uhr
3

Die PR war aus meiner Sicht nicht das erwartete Reset, welches z.B. ein Andres Thiel beschrieben hat. Es gab keinerlei Informationen zu den wirtschaftlichen Verhältnisse, Sponsoren, Einsparpotentialien , etc..
Wie will sich der Verein in der 2. Liga aus der Schuldenfalle befreien?
D.h. es wird so weiter gemacht wie bisher?
Keine Transparenz der finanziellen Möglichkeiten.
Leider gab es dazu keine Antworten auch keinen Verweis auf weiter Informationen.
Warum soll jemand im Jahr 199,- Euro spenden, wenn er nicht weiss, ob das Geld morgen wieder versickert und oder in der Insolvenz landet.
Das ist doch nicht zukunftsfähig.
Da wird auf Zeit gespielt.
Zur Mannschaftsaufstellung blieben auch viele Fragen unbeantwortet.
„Zu allen weiteren Spielern werden wir keine Wasserstandsmeldungen abgeben“, ließ Schindler die Zukunft von Yonathan Dayan, Stanislav Zhukov, Pouya Norouzi und Filip Ivic.
Es bedarf auch keiner Wasserstandsmeldungen zu:
Ivic wechselt nach Skopje
Dayan 3 Jahre Wehrdienst

Bleibt noch der unprofessionelle Auftritt.
Kein Ton und eine weisse Sponsorenwand.

Bernhard, 20.06.2019, 13:29 Uhr
4

Wenn der GF auf der PK nur halb so viele Phrasen rausgehauen hat, wie der Beitrag es vermuten lässt, dann sind wir schon wieder erstligareif ...
Leider erinnern mich diese immer gleichen und gebetsmühlenartig vorgetragenen Parolen an eine springende Schallplatte ...

Podolski, 20.06.2019, 17:09 Uhr
5

Lieber Bernhard,
da muss ich Christoph jetzt mal in Schutz nehmen. Wie soll er etwas zu Stanislav oder Pouja sagen, wenn er noch nicht weiß, ob er Ihnen eine Spielerplattform bieten kann. Fakt ist, Handballprofis mit außereuropäischen Wurzeln erhalten in Deutschland eine Profilizenz nur für die erste Liga. Und ob die Jungs Bock haben, bei S6C als Nachwächter angestellt zu sein um dann beim VfL spielen zu dürfen bleibt doch wohl fraglich.
Sicher gibt es auch in meiner Beobachtung Dinge an unserer Geschäftsführung zu kritisieren. Und ja, gerade in einer solchen Situation sollten die Verantwortlichen nicht vergessen, dass Menschen Menschen brauchen.
Aber Christoph hat meiner Ansicht nach eine PK abgeliefert, die für einen
Geschäftsführer mit der Vita sicher vorbildlich war. Dies losgelöst davon, ob und wenn ja wieviel er vorher hätte besser oder anders machen können. Seine Aussage, alles in seiner Macht mögliche zu tun nehme ich ihm jedenfalls ab.
Und das er sich auch hinterfragt, hat er mit der Reflektion der Ticketpreisnummer auch bewiesen. Der bereits fixe Kader macht mir Mut. Lassen wir ihn doch mal machen.

Alexander, 22.06.2019, 20:46 Uhr
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